An der Tafel Coburg wird keiner abgewiesen

Die Ehrenamtlichen der Tafel Coburg haben ein faires System für ihre Ausgabe entwickelt, das jedes Gedränge bei der Ausgabe der Waren verhindert.

Die Ehrenamtlichen der Tafel Coburg haben am Verkaufstag alle Hände voll zu tun. Fotos: Rainer Lutz

Die Herausforderungen, mit denen eine Tafel fertig werden muss, gleichen sich – egal wo diese Tafel ist. Und ebenso gleichen sich die Grundsätze, nach denen eine Tafel betrieben wird, erklärt Jürgen Kroos als Pressesprecher der Tafel Coburg. Einer dieser Grundsätze, es ist der mit der Nummer vier, lautet: „Die Tafeln arbeiten unabhängig von politischen Parteien und Konfessionen. Die Tafeln helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen.“ Eine bestimmte Gruppe vom Zugang zur Tafel auszuschließen, würde dagegen verstoßen, meint Kroos.
Genau das war in Essen geschehen und hatte bundesweit für Aufsehen in den Medien und der Politik gesorgt. Würde in Essen nach dem Prinzip gearbeitet, das in Coburg seit der Gründung der Tafel 2008 angewendet wird, dann wären die Probleme wohl nicht in dieser Form aufgetreten, ist Edda Kroos vom Vorstand der Tafel Coburg überzeugt. Das Coburger System funktioniert mit Karten in fünf Farben. In diesen Farben werden die Ausweise ausgegeben. Jede Farbe darf am Ausgabetag in einer bestimmten Zeit einkaufen. Jede Woche wechseln die Farben. So ist jeder Berechtigte einmal bei den ersten und einmal bei den letzten Käufern eines Tages.

Geordnetes System

„So sind nie mehr als 60 Leute in einer Gruppe hier“, erklärt Edda Kroos. Die Berechtigten werden im Eingangsbereich von zwei der ehrenamtlichen Mitarbeiter in Empfang genommen. Hinter dem Tisch von Ortrud Haller und Volker Wicke steht auf einem Plakat „Willkommen“ in 16 Sprachen. Wer registriert ist, bekommt ein Kärtchen mit zwei Zahlen. „Das sagt den Kollegen an der Ausgabe, wie viele Familienmitglieder versorgt werden. 2/1 bedeutet beispielsweise zwei Erwachsene und ein Kind“, erklärt Edda Kroos.
So kommen die Kunden der Tafel geordnet in die Verkaufsräume des Gebäudes an der Rodacher Straße. Sie passieren die Stände von Backwaren, über Gemüse und Obst bis zu Wurst und Milchprodukten und verlassen das Haus durch eine andere Tür als sie es betreten haben. Gerangel, wie es an der Essener Tafel vorgekommen sein soll, gibt es nicht.
Eine Zunahme von Bedürftigen, die zur Tafel kommen, bestätigen die Coburger Verantwortlichen klar. Beim Start vor zehn Jahren kamen etwa 40 Personen am Ausgabetag. Als die Tafel bekannter wurde, wuchs die Zahl rasch auf etwa 200. Heute kommen oft mehr als 500 Kunden. Mit 60 Prozent ungefähr ist der Anteil der Berechtigten mit Migrationshintergrund beachtlich. Vor allem beobachten die Helfer, dass die Zahl der Rentner steigt, deren Altersgeld nicht mehr zum Leben reicht. Wegen der guten wirtschaftliche Lage im Land ging dagegen die Zahl der Arbeitslosen zurück, die zum Kauf an der Tafel berechtigt sind.
Alle Waren sind Spenden. „Die Lebensmittel beziehen wir durch Spenden der Supermärkte, Discounter, Bäckereien oder von Landwirten“, erklärt Jürgen Kroos. Die Lebensmittel werden täglich mit einem Kühlfahrzeug in Coburg und Umgebung eingesammelt, von den Helfern eingelagert, sortiert und dann jeden Mittwoch von 10 bis 14 Uhr an Berechtigte ausgegeben. Nur durch Spenden und ehrenamtliche Hilfe ist es möglich, ein Angebot wie die Tafel aufrecht zu erhalten. Helfer werden ständig gebraucht, und jede Spende ist willkommen. Die Helfer der Tafel freuen sich über jede Unterstützung.

https://www.infranken.de/regional/coburg/an-der-tafel-coburg-wird-keiner-abgewiesen;art214,3228075